Diane Keaton ist Romantikerin, aber zugleich glücklicher Single. Im GALA-Interview erzählt sie, warum sie nie heiraten wollte - und was ihre Mutter damit zu tun hat
Da ist es wieder: Dieses unverkennbare Lachen, in das sich so viele Menschen verliebt haben. Hollywood- Star Diane Keaton hat im Lauf ihrer Karriere unzählige Interviews gegeben, nun freut Sie sich auf das Gespräch mit GALA. Eine kapriziöse Diva ist sie nie gewesen, und deshalb darf man Keaton alles fragen. Sie hört genau zu und fackelt nicht lange mit ihren Antworten. Vor Kurzem bekam die 71-Jährige den Life Achievement Award des American Film Institute für ihr Lebenswerk. In ihrem neuen Liebesfilm "Hampstead Park – Aussicht auf Liebe" (Start: 24. August) spielt sie eine Witwe, die ihr Leben neu ordnet und dabei zufällig spät die große Liebe findet. Ob die Schauspielerin selbst noch an den Mann fürs Leben glaubt, verrät sie im Interview.
Hätten Sie gedacht, dass Sie noch mal Bettszenen auf dem Dachboden spielen würden?
Eher nicht. Ich finde es aber total wichtig, dass man solche Szenen im Kino sieht. Jenseits der siebzig ist doch das Sexualleben noch nicht vorbei! Es macht mir richtig Spaß, so etwas zu spielen. So eine Szene ist für mich ein echtes Geschenk.
Mit wem hatten Sie Ihre beste Liebesszene?
Grundsätzlich fand ich solche Szenen immer toll, denn vor der Kamera ist alles erlaubt. Ich kann Sachen ausprobieren, die ich im wirklichen Leben nie tun würde, da die Liebe in diesem Moment nur ein Spiel ist. Morgan Freeman war ein großartiger Partner. Oder Jack Nicholson!
Wann verschwimmt die Grenze zwischen Spiel und Liebe?
In diesem Moment, in dem ich Liebe spiele, bin ich ja wirklich in meinen Filmpartner verliebt. Anschließend ist es dann in der Regel wieder vorbei.
Warum haben Sie sich in die Rolle der Emily Waters in "Hampstead Park" verguckt?
Ich kann Ihnen genau sagen, warum ich die Rolle spielen wollte. Wenn man älter wird, kann es sehr leicht passieren, dass man das Handtuch wirft und aufgibt. Man fängt an, sich von seinem wahren Ich zu entfremden, um zu überleben – und verbittert dabei.
Sie wirken nicht verbittert …
Glauben Sie mir, ich kenne diese Frau besser, als Sie meinen. Ich habe auch solche Tage, an denen ich nicht einmal Lust habe aufzustehen. Irgendwann stellst du dann fest, dass du die falschen Freunde hast, längst den Boden unter den Füßen verloren hast. Das wird in diesem Film schön deutlich.
Wo haben Sie die Liebe in Ihrem Leben gefunden?
Wirklich wahre Liebe hat mir meine Mutter gegeben. Sie hat all meine Hoffnungen und Wünsche unterstützt.
Und die Männer?
Ich war immer eine Romantikerin und hatte eine blühende Fantasie, wenn es um Liebe ging. Aber ich glaube, ich war nie jemand zum Heiraten. Dazu braucht man eine bestimmte Gabe, die ich nie hatte. Natürlich habe ich mich verliebt. Aber ich war nie die Frau, die ihr ganzes Leben in den Dienst eines Mannes stellt, ihn betreut und seine Wünsche erfüllt.
Wie haben Sie die Liebe vor vierzig Jahren erlebt, und wie erleben Sie sie heute?
Eines hat sich nicht verändert: Ich mochte noch nie erste Dates. Ich habe einmal ein Interview mit Hollywood- Star Myrna Loy gelesen. Darin erzählte sie, sie sei nie verheiratet gewesen, und im Alter von über siebzig Jahren habe sie den Glauben an die Liebe aufgegeben. Damals dachte ich: Wie kann man nicht mehr an die Liebe glauben? Heute geht es mir ähnlich. Ich erwarte nicht, mich noch einmal zu verlieben.
Nie wieder?
Wenn es passiert, dann passiert es.Aber ich bezweifle es stark. Jetzt werden Sie denken: Ist das nicht traurig? Aber ich finde es nicht traurig. In meinem Leben existieren andere Menschen, die ich liebe.
Sie wirken so jugendlich …
Ich bin ein unruhiger Mensch, deshalb bewege ich mich ständig. Zu Hause habe ich einen Heimtrainer. Da trete ich jeden Tag vor mich hin und sehe dabei CNN. Und ich gehe täglich mit großem Vergnügen spazieren, um zu beobachten, was in meinem Viertel passiert.
Trinken Sie wirklich gern Rotwein auf Eis?
Ja! Ich liebe Eis und ich liebe Rotwein. Deswegen trinke ich am liebsten beides zusammen. Ich habe auch meinen eigenen Rotwein auf dem Markt, eine Cuvée, die "The Keaton" heißt.
Was ist die größere Ehre: ein eigener Wein – oder ein Preis fürs Lebenswerk?
Ohne Woody Allen hätte ich weder das eine noch das andere erlebt. Ihm verdanke ich meine ganze Karriere.