Kaiser Friedrich I.: Barbarossa und das Geheimnis seines Todes - WELT (2024)

Geschichte Kaiser Friedrich I.

Der Staufer Friedrich Barbarossa I. gilt als einer der größten Kaiser des Mittelalters. Das hat er nicht nur seinem Markenzeichen, dem roten Bart, zu verdanken, sondern auch zahlreichen Mythen.

| Lesedauer: 4 Minuten

Von Rebecca Krizak

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Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1122–1190) war ein Marketingphänomen – und wäre es vermutlich auch heute noch. Denn an den Dingen, die es braucht, um berühmt zu werden, hat sich in den letzten Jahrhunderten vergleichsweise wenig getan: Charisma ist nötig, eine geheimnisvolle Geschichte rund um die Person und dazu ein markantes Markenzeichen.

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Kaiser Friedrich I., Barbarossa eben, hatte all das. Und es hat ihm geholfen, bis heute präsent zu bleiben. Nicht nur als Namensgeber zahlloser Friseursalons – obwohl sein roter Bart heute wieder in Mode wäre. Sondern auch als einer der größten deutsch-römischen Kaiser des Mittelalters.

„Zu verdanken hat er seine Bekanntheit der Kyffhäuser-Legende“, sagt der Münchner Historiker und Barbarossa-Biograf Knut Görich. Laut dieser Sage schläft Barbarossa im thüringischen Berg Kyffhäuser, bis es Zeit wird, Deutschland zu einen. Noch immer pilgern Touristen zu dem Berg, um dort das Denkmal für den schlafenden Kaiser zu besuchen.

Friedrich Barbarossa sicherte zu Lebzeiten den Frieden

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Die deutsche Einheit hat der berühmte Fürst aus der Dynastie der Staufer trotzdem verschlafen. Vielleicht war ihm der Fall der Mauer eine Nummer zu klein. Denn der einstige Kaiser war zu Lebzeiten Größeres gewöhnt. Sein Reich, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, erstreckte sich von der Nordsee bis nach Sizilien. Barbarossa gelang es, die einzelnen Herrscher in diesem riesigen Gebiet in Zaum zu halten und das Land zu einen. „Seine Regierungszeit war geprägt von Konflikten“, sagt Görich. „Dennoch hatte er die Fähigkeit, Kompromisse zu schmieden.“

Für die Bevölkerung des 12. Jahrhunderts bedeutete das weitgehend Frieden. Ein Zustand, der nach dem Ende der Staufer-Herrschaft vorbei war, und der die Sehnsucht nach einem Anführer wie Barbarossa lange Zeit befeuerte.

Im 19. Jahrhundert wurde der Stauferkaiser sozusagen neu entdeckt, weil die Kyffhäusersage zur Grundlage des Nationalmythos wurde: Vor der deutschen Einigung 1871 hofften viele auf einen Nationalstaat, wie er – so die damalige Auffassung – zu Zeiten Barbarossas existierte.

Die Symbolfigur der Reichsgründung 1871

Der schlafende Kaiser im Kyffhäuser-Berg

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Barbarossa wurde zur Identitätsstiftung herangezogen, erklärt Görich: „Das Kaiserreich im 19. Jahrhundert hatte keine Tradition, deshalb wollte man ihm eine Vorgeschichte geben, und die sah man im Mittelalter. Barbarossa war da der ideale Anknüpfungspunkt.“

Wilhelm I., der Gründer des Deutschen Reiches von 1871, sollte von Barbarossas Ruhm profitieren. Das populäre Geschichtsbild und Machtpolitik wurden miteinander verknüpft. Auf dem Kyffhäuser wurde ein Reiterstandbild von Wilhelm I. errichtet. „Der eine symbolisierte den Beginn, der andere war derjenige, der nun alles vollendet“, sagt Görich.

Jahrzehnte später wurde Barbarossas Name noch einmal im Namen der Machtpolitik instrumentalisiert: Die Nazis bezeichneten den Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion 1941 als „Unternehmen Barbarossa“. Auch sie nutzten den Mythos des Kaisers, in dessen direkter Nachfolge sie sich sahen.

Barbarossa ertrank im Fluss Saleph

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Dass Barbarossa tatsächlich im Kyffhäuser liegt, ist natürlich äußerst unwahrscheinlich. Doch was wirklich mit ihm passierte, darüber rätseln Historiker. „Niemand weiß, wo er begraben liegt“, sagt Görich. Fest steht, dass der Kaiser während seines Kreuzzugs 1190 ums Leben kam. Er ertrank im Fluss Saleph, heute Göksu, in der Türkei. Doch warum, ist unklar. Und auch was mit seinem Leichnam passierte, weiß man nicht.

Angeblich hatte ihn aber ein Sterndeuter zuvor gewarnt, er werde den Tod im Wasser finden, weshalb Friedrich den Landweg über den Balkan nach Kleinasien nahm.

Die Überreste wurden bis heute nicht gefunden

Zwei Deutsche machten sich 1874 im Osmanischen Reich auf die Suche. Doch der Versuch, die Überreste zu finden und mitzunehmen, scheiterte an den mittelalterlichen Gebräuchen. Wie bei ranghohen Personen üblich, war Barbarossa nämlich nach seinem Tod gekocht worden, um das Fleisch von den Knochen zu lösen. Die Knochen sollten anschließend ins Heilige Land gebracht werden. Da kamen sie durch den Wirrwarr der Kreuzzüge aber nie hin. Doch wo sind sie stattdessen gelandet? Und wo liegt Barbarossa tatsächlich begraben?

Die Fragen sind Teil der geheimnisvollen Geschichte um den Tod des Kaisers. Und vielleicht hat auch dieses Geheimnis zu seiner Popularität beigetragen.

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